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Büste der Stifterin Gertrud Bienko der Musikschule übergeben


Getrud Bienko - Büste von Titus Lerner

Im Rahmen der Übergabe der Büste Gertrud Bienko fand in der Musikschule eine kleine Feierstunde statt. Frau Kulturdezernentin Dr. Theis-Scholz, skizzierte das Leben und Wirken  der Stifterin, verwies auf deren Engagement im kulturellen Bereich und würdigte hier im Besonderen ihren Einsatz für die Musikschule.

Der überregional bekannte Künstler Titus Lerner kannte Frau Bienko sehr gut. Durch die vielen Kontakte zu der Stifterin und die wohltuende Zusammenarbeit fühlte sich Lerner inspiriert, die wertvolle Terracotta- Büste zu schaffen.

Umrahmt wurde der Festakt von der Stipendiatin Deborah Bloch, Harfe.

 
 

Biografische Streiflichter: Gertrud Bienko (1902 – 2001)

Gertrud Bienko wurde als Gertud Dahmen am 06.09.1902 in Koblenz geboren. Die Eltern waren katholish, politisch liberal, pazifistisch und antipreusisch eingestellt. Ihr Vater betrieb in der Altsadt ein Geschäft mit Milchprodukten. Gertrud besucht zunächst die katholische Ursulinenschule und trat 1919 in das Lehrerinnenseminar auf dem Oberwerth ein. Noch im gleichen Jahr wechselte sie auf das Oberlyzeum der protestantischen Hildaschule und machte hier ihr Abitur.

1922 Studium der Geschichte, Germanistik, Katholische Theologie und Romanistik in Bonn, ab 1924 in München. Während der Schulzeit und dem Studium wurde sie geprägt durch die Begegnung mit Romano Guardini und seiner Bewegung der liturgischen Erneuerung und in Paris durch die kosmopolitisch-pazifistischen Ideen der französischn Schritsteller Romain  Rolland und Marc Sangnier. Ihr Studium setzte sie nach 1926 in Münster und Köln fort.

Gertrud, mittlerweile im Schuldienst in Karlsberg/Ostpreussen tätig, lernte dort den Gutsbesitzer Walter Bienko kennen und heiraratete ihn 1935.

Sie gab ihren Beruf auf und widmete sich nach dem Ankauf von 800 Morgen Land, den neuen Aufgaben als Gutsbesitzerin. Ihre unmittelbaren Nachbarn waren die Grafen Schwerin von Schwanenfeld und Hans von Lehndorff, die zu den Kreisen des Widerstands gegen Hitler gehörten. Das Ehepaar Bienko, Gegner des Naziregimes, lebte etwa 15 Kilometer von Hitlers Hautquartier entfernt und erlebte durch Erzählungen der dortigen Wachmannschaften hautnah die Judenerschießungen und weitere schwere Kriegsverbrechen. Walter Bienko schickte am 19.07.1944 seine Frau nach Koblenz. Offenbar hatte er Kenntnis von dem geplanten Attentat auf Hitler in  der Wolfschanze und wollte seine Frau somit aus der direkten Gefahrenzone nehmen. Wegen der massiven Bombenangriffe auf Koblenz verließ Bienko die Stadt und siedelte zu Freunden nach Nidda in Hessen um, wo sie am dortigen Gymnasium unterrichtete.

Nach dem Scheitern ihrer Ehe kehrte sie im August 1946 nach Koblenz zurück und lehrte u.a. als „Dozentin der erste Stunde“ an der Volkshochschule und Ursulinenschule, legte 1948 ihr Staatsexamen ab und wurde  1950 Studienassessorin.

Aufgrund ihrer liberalen und kritischen politischen Einstellung geriet sie bald in Konflikte mit ihren Dienstvorgesetzten. So beispielsweise  äusserte sie große Sympathie für den Pazifisten und Präsidnten der evang. Kirche Hessen-Nassau, Martin Niemöller.

Als sie sich 1956 an der Gründung einer „Unabhängigen Stadtratspartei für kulturellen Aufbau von Koblenz“beteiligte, legte die Schulleitung ihr schließlich das Ausscheiden aus dem Schuldient nahe.

Ihre weiteren Dienstorte waren daraufhin das Aufbaugymnasium Montabaur und von 1961 bis 1965 das Neusprachliche Gymnasium Koblenz. Auch hier bekam die streitbare Studienrätin, die von sich behauptete „Nie ein Fettnäpfchen ausgelassen zu haben“- Schwierigkeiten, weil sie sich gegen die „Verteufelung des Kommunismus“ wandte und u.a. Kontakt zur Deutschen Friedens-Union hielt.

In ihrem gezwungenermaßen vorgezogenen Ruhestand war sie keineswegs untätig:

Gründungsmitglied des „Club Hunanité“ Koblenz, Mitglied im Verein für Kunst und Geschichte des Mittelrheins, unterstützte die Denkmalpflege, die Kunst- und Musikszene in ihrer Heimatstadt, kämpfte gegen den Abriss der Dominikaner- und Karmeliterkirche und beteiligte sich an verschiednen Bürgerinitiatriven, so beispielsweise gegen die Errichtung des Standbildes Kaiser Wilhelm I.

„Die Musik hat für mich einen hohen Stellenwert“ sagte sie, mittlerweile Ehrenmitglied des Staatsorchesters,  in einem Gespräch Mitte der 1980 Jahren  dem damaligen Intendanten des Musik-Instituts, Herrn Rolf Wegeler, und  entschied sich folgerichtig für die nach ihr genannte Stiftung zugunsten der Musikschule.

Die Gertrud-Bienko-Stiftung fördert begabte Schülerinnen und Schüler der Musikschule durch zusätzliche Ausbildungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Teilnahme an Meisterkursen, weitere Zusatzunterrichtsstunden, Unterstützung bei dem Erwerb eines Instrumentes und Notenankäufen. Der Musikschule werden durch die Stiftung Unterstützung bei Konzert-, Workshop- und Meisterkursen, sowie Zuschüsse zur Beschaffung wichtiger Instrumente ermöglicht. Seit nunmehr fast 30 Jahren konnten mehr als 250 Schülerinnen und Schüler mit einem Gesamtbeitrag von mehr als 80.000,- Euro gefördert werden.

Die Musikschule dankt der Stifterin jedes Jahr mit einem Konzert im Görres-Haus, wo die mit Stipendien ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler auftreten.

Frau Gertud Bienko, zahlreich ausgezeichnet, war sowohl eine aktive Streiterin für Belange des  Gemeinwohls als auch eine sehr engagierte Bürgerin im vorpolitischen Raum für eine lebendige Demokratie.

Wir, die Musikschule, bedanken uns auch  im Namen der Stipendiaten  für ihr uneigennütziges Handeln und möchten durch die Aufstellung der Büste auch zukünftig mit großem  Respekt ihrer gedenken.